9: Vor Publikum auftreten

Dieser Punkt gehörte zu einem der Punkte, von denen ich beim Erstellen der Liste schon wusste, dass ich sie erfüllen werde - also ist es ein Punkt, bei dem ich es mir relativ leicht gemacht habe ;). Als wir im Februar mit diesem Projekt angefangen haben, stand nämlich schon fest, dass unsere Schule wieder ein Musical aufführen wird und ich darin eine kleine Sprechrolle haben werde.
Eigentlich hatte ich ja immer eher davon geträumt, mal vor Publikum zu singen oder eventuell bei einem Poetry Slam mitzumachen, aber für ersteres singe ich nicht gut genug (und das sage ich jetzt nicht aus Bescheidenheit, sondern weil ich einfach keine Solostimme habe und im Chor recht zufrieden bin) und für letzteres ist ja noch Zeit ;).
Jetzt kam erstmal das Schauspielern dran.

Es war eine verdammt witzige Erfahrung, denn ich habe zwar schon öfters mal mit dem Gedanken gespielt, bei einer Jugendschauspielgruppe oder so mitzumachen, dann aber doch nie die Zeit gefunden, weshalb ich überhaupt keine Erfahrungen mit dem Schauspielern hatte. In der Schule hatten wir dafür natürlich auch keinen wirklichen Unterricht und wir Darsteller wurden mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen. Die meiste Zeit wurde von uns einfach erwartet, dass wir unser Ding machen, und selten gab es mal ein paar Anmerkungen, die wir berücksichtigen sollten.

Das coole aber auch anspruchsvolle an meiner Rolle war, dass ich eine alte und, zugegeben, ziemlich nervige Frau spiele, die die meiste Zeit viel und dann vor allem von sich selbst redet und eigentlich immer nur am Meckern und sich selbst bemitleiden ist. Das war einerseits ziemlich lustig, weil die besten Rollen einfach die sind, in denen man so gar nicht man selbst ist (wobei jetzt hier bestimmt einige Menschen, die mich gut kennen, sagen würden, dass  diese Rolle teilweise sehr wohl meinem Charakter entspricht :D), allerdings war das teilweise auch schwer, weil ich a) zwar selten auftauche, aber dann sehr viel Text habe und b) mich ständig bemühen musste,  mit einer kratzigen und alt klingenden Stimme zu sprechen. Außerdem musste ich die ganze Zeit gebeugt und auf einem Stock laufen, was meinem Rücken sicher nicht gutgetan hat :D.

An einem Wochenende im Juni waren dann die Aufführungen in unserer Aula, also vor nicht allzu vielen Menschen, aber doch vor vielen, wenn man mal davon ausgeht, dass ich vorher noch nie geschauspielert habe. Seltsamerweise war ich aber gar nicht aufgeregt, was daran liegen könnte, dass wir gerade in den Wochen kurz vorher das ganze Stück gefühl tausendmal durchgekaut hatten und es für jemanden mit einem einigermaßen guten Gedächtnis beinahe unmöglich war, seinen Text zu vergessen, und zum anderen daran, dass man das Publikum kaum erkennen und auch kaum darauf achten kann, wenn man auf der Bühne steht, da man sich ja auf seine Schauspielerkollegen, seinen Text und seinen Einsatz konzentrieren muss. 
Vielleicht war es aber auch ganz gut, dass ich mich ein wenig hinter meiner Rolle verstecken konnte und nicht so ganz ich war. Sicher ist es etwas anderes, wenn man beispielsweise als Sänger oder auch beim Poetry Slam auf der Bühne steht. Es war auch ganz gut, mit einer kleinen Nebenrolle anzufangen, weil man dann nicht so im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.


Mich selbst einzuschätzen fällt mir unglaublich schwer, aber ich habe nach den Auftritten von Mitschülern, Eltern und Lehrern einige Komplimente bekommen, was mir natürlich sehr gefallen hat und mich in dem Wunsch bestärkt hat, vielleicht doch mal hobbymäßig mit dem Schauspielern anzufangen. Es war einfach total lustig, mal für ein paar Stunden jemand anders zu sein.

Am faszinierendsten bei meinem Auftritt fand ich übrigens gar nicht den Auftritt selbst, sondern das Make-up. Wir wurden von Schülerinnen und Schülern einer Maskenbildnerschule unterstützt und die haben ihre Arbeit wirklich klasse gemacht. Es war total lustig zu sehen wie ich zu einer alten Frau wurde, aber noch witziger war das bei den Jungs, die dann falsche Bärte angeklebt bekamen.

Obwohl der Auftritt viel Spaß gemacht und sicher auch in gewisser Weise mein Selbstbewusstsein gestärkt hat, muss ich aber sagen, dass es mir auch gut gefällt, einfach nur im Chor neben der Bühne zu sitzen, niemals die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen und dafür mit den anderen über die aktuelle Besetzung und Texthänger bzw. -improvisationen zu diskutieren.
Es ist nämlich so, dass einem, wenn man ein Stück gut kennt, natürlich jeder kleine Fehler auffällt, den das Publikum nicht bemerken würde, dass man dafür aber auch über kleine, geschickte Improvisationen oder unfreiwillig komische Fehler lachen kann, die die Zuschauer natürlich nicht verstehen.

Und das Schönste ist sowieso, einfach nur dabei zu sein, nette Leute kennenzlernen und wirklich viele tolle Erinnerungen mitzunehmen <3.

Wie ist das bei euch? Seid ihr schon mal vor Publikum aufgetreten? Wenn ja, womit und wie habt ihr euch dabei gefühlt? 
Ich bin neugierig ;).

2 Kommentare:

  1. Zählt der Kinderchor mit 6-7 Jahren? Irgendein Stück über David gegen Goliath und ich hatte eine riesige Rolle die ich ein paar Tage vorher bekommen habe, das war voll knorke xD Und so ein ekelhaftes Schultheaterstück in dem ich zwei Sätze zu sprechen hatte, wenn man das dazu zählen will... aber abseits von der Aufmerksamkeit zu bleiben mag ich da auch ganz gerne :) Ob abseits von der Bühne oder hinter der Kamera, kommt letztendlich aufs gleiche raus :D

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    1. Klar, das zählt :P.
      Hm, wenn das so ist, dann bin ich auch schon vorher mal vor Publikum aufgetreten... In der 3. und 4. Klasse haben wir das Einschulungsprogramm für die neuen 1. gemacht und da hatte ich eine große Sprechrolle. Mit Mäuseohren auf dem Kopf... xD
      Ich steh auch nicht gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aber so komplett verkleidet ist das ganz lustig ^^.

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